2020
Wir sollten es deinstallieren und neu laden - es hatte einen Virus
Da sitzt man nun seit Monaten zu Hause und kann sich nur noch bedingt bewegen und hat trotzdem keine Zeit das Wichtigste zu tun. Den besten Freunden zu schreiben.
Viele Dinge von denen wir vor Monaten gedacht haben, sie sind nie möglich sind jetzt selbstverständlich und andere Dinge, von denen man immer geglaubt hat, sie würden sich nie ändern, sind auf einmal weg. Wer hätte jemals geglaubt, dass Flughäfen nicht mehr die Motoren der Wirtschaft sind, wer hätte jemals geglaubt, dass es nichtmehr selbstverständlich ist einfach zum Kunden zu fahren, seine Nachbarn zu treffen, oder einfach so ein Bier mit Freunden zu trinken. Die Liste könnten wir jetzt endlos schreiben, aber eigentlich möchte ich ja vom letzten Jahr erzählen und auf diese Art und Weise weiterhin versuchen den Kontakt aufrecht zu halten.
Auch dieses Jahr hat wieder mit Silvester begonnen. Diesmal in Pullman City bei Passau. Wir waren mit zwei befreundeten Familien unterwegs und haben die Zeit in der Western Welt genießen können. Noch war ja auch alles normal. Es hat mal wieder viel Spass gemacht. Mal wieder ganz anders als der Alltag. Sicher bald mal wieder.
Der Beweis, die alten Ägypter hatten schon Computer. Die erste Excelliste!
Anfang März sind Ricarda und Elisabeth für 1 Woche auf eine Nilkreuzfahrt gegangen und haben so nicht nur viel gelernt, sondern auch den Winter verkürzt. Ich hatte die gleiche Fahrt 25 Jahren. Kaum zurück Mitte März waren, wie alle wissen, die ersten Hiobsbotschaften da. Erfreulicherweise hatten wir schon viel Erfahrung mit Homeoffice, denn wir haben schon alle Mitarbeitern die ganzen Jahre vorher angehalten in Ruhe ihre Projekte zu Hause aus arbeiten zu können. Für alle anderen haben wir kurzfristig das Homeoffice entsprechend ausgestattet und nach kurzer Eingewöhnungsphase hat jeder gemerkt, dass man nicht nur morgens die Kilometer spart, sondern auch wesentlich effektiver und schneller arbeiten kann. Bei all den Vorteilen muss man auch feststellen, die Zeit für die wichtigen Dinge im Leben, wie z.B. Kaffee holen/entsorgen zwischen zwei Besprechungen müssen geplant werden. Trotz allen Umstellungen und Planungen war es leider nicht möglich Ende April die Gipsy ins Wasser zu bringen.
Dafür aber Mitte Juni. Wir haben Michael in München abgeholt und sind in einem Zug nach Kappeln gefahren. 300km in einer Woche zum Segeln gekommen. Es war einfach eine schöne und lustige Zeit.
Kaum zurück haben wir zwei Grundstücke gegauft. Eins für die Erweiterung unseres Büros in Morgenbach um ein Innovationszentrum für alle Mitarbeiter, Kunden und deren Kunden aufzubauen. Für den Bau in Morgenbach lege ich eine kleine Präsentation bei, die Eva bei der Grundsteinlegung verwendet hat. Ich bin mal gespannt, was ihr dazu sagt.
Die Motorradtour dieses Jahr war aufgrund der Situation nicht ganz so einfach zu planen und so sind wir keinen Kreis gefahren, sondern haben eine Sternfahrt ausgehend von Garmisch geplant. Trotz allem war das eine tolle Tour und wir haben wieder viele Punkte von unserer Liste nehmen können. Eine der schönsten Fahrten war an meinem Geburtstag an der Isar und Rissbach entlang bis in den Ahornboden und zurück. Auch hier gibt es ein paar Bilder. Am spannendsten war allerdings der Tag in die Wildschönau. An dem Tag sind wir den ganzen Tag den Gewittern aus dem Weg gegangen und sind erstaunlicherweise nicht nass geworden. Die Wildschönau lag deswegen auf der Liste weil ich dort mit 8 Jahren meine ersten Skilager hatte und einige schöne Erinnerungen haben mich gezogen. Wir haben sogar das Haus gefunden, in dem wir damals übernachtet haben. Die Rückfahrt haben wir dann wieder über Kloster Andechs gemacht.
Dieses Jahr war auch mein runder Geburtstag und eigentlich wollte ich nach Jahren mal wieder eine Feier organisieren. Da Elisabeth auch Geburtstag hat - wie übrigens jedes Jahr - hatte ich alles für ein großes Event geplant mit vielen Gästen und Musik und so. Übrig geblieben ist eine sehr schöne und stimmungsvolle Feier auf dem Balkon an meinem Geburtstag. Elisabeths Geburtstag haben ihr Sohn Michael und ich kurzfristig in Plan B gewandelt und sind mit vielen Überraschungen auf dem Weg zum Soiernhaus gekommen. Abends gemeinsam in der Hütte gekocht und einen tollen Abend verbracht.
Ich bedanke mich bei allen, die geholfen haben, die Abende so schön zu verbringen.
Irgendwann im Sommer kam jemand von uns auf die Idee eine neue Heuraufe zu bauen, um die Pferde zeitunabhängig füttern zu können. Dies sollte eine Entlastung für den Stalldienst werden. Mit Planung, Teilaufbau, komplett Aufbau, Ausstattung und elektrischer Schaltung sind dann fast drei Monate daraus geworden. Eigentlich ist es mehr ein Bungalow als eine Heuraufe. Am schönsten war das Richtfest mit allen beteiligten.
Und es gab auch noch einen erfolgreichen Segelkurs auf dem Forggensee. Endlich werde ich beim Segeln entlastet und kann lesen, schauen und dumm daher reden. Ab jetzt machen die Fehler andere.
Wir haben es uns nicht nehmen lassen Mitta August wieder zum Segeln zu gehen. Der erste Tag sollte gleich nach Avernakö gehen, wo unsere Freunde von der LaSylphide auf uns gewartet haben. Man soll aber nichts überstürzen und das hat es uns diesmal wieder gelehrt. Aus reiner Eile heraus haben wir gleich in den ersten zwei Stunden segeln den neuen Gennaker geopfert. Schade eigentlich, in den folgenden vier Wochen hätten wir ihn durchaus mal nutzen können. Von Avernakö ging es in Richtung Flensburg. Auf dieser Strecke haben wir wieder mal die Thor Heyerdahl getroffen. Ricarda wollte aber nicht anfunken. Abwettern in Flensburg. Nach zwei Tagen, die wir mit Spaziergängen und viel Fischsemmeln verbracht haben,, ging es in Richtung Norden um die Strecke rund Fünen einzuleiten. Um es vorweg zu nehmen, normalerweise ist die Strecke rund Fünen im Uhrzeigersinn ideal, weil der Westwind alles unterstützt. Diesmal hatten wir mehr Ostwind wie sonst das ganze Jahr und somit ging es immer auf die Nase. Trotzdem haben wir es geschafft tolle Erlebnisse zu haben. Sei es auf der Insel Arö wo wir abends den Delfinen zugeschaut haben oder auf der Halbinsel Korshaun wo ein Spaziergang ein ganz besonderes Erlebnis war.
Nach Korshaun mussten wir Rictung Süden den großen Belt entlang nach Kerteminde. Ratet mal der Wind hat gedreht.
Einmal sind wir vom Wetter überrascht worden und mussten schon nach einer Stunde in einen Ausweichhafen. Dieser erwies sich dann als sehr angenehm. Kaum waren wir im Süden von Fünen setzt der Westwind ein und wir hatten logischerweise wieder den Wind auf die Nase. Wir sind dann zwei Tage nach Ärosköbing gefahren und haben die Zeit in dieser wunderschönen Altstadt fast verbringen können. Ein paar Bilder zeigen euch, wie wir leiden mussten. Den einen Tag wollten wir Ricarda schlafen lassen und sind zum Frühstück in die Stdt gegangen. Ein extremer Magnet zog mich in einen schönen Garten. Selbst die Anrufe konnten nicht stören. Welch Zufall, es war eine private Whisky Destillerie und Brauerei. Mittags sind wir dann wieder zum Boot - um Ricarda zu holen. Wir wollten ihr den Platz zeigen und vorallem die Spezialitäten zeigen. OK wir haben uns auch zu einem kleinen Test überreden lassen und sind dann sofort nach Sperrstunde zum Hafen. Erfreulicherweise ist der Ort fast autofrei. Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir hier zum testen waren.
Selbstverständlich ging es danach wieder auf unsere Lieblingsinsel Avernakö, wo wir uns dann ein paar Tage erholen konnten. Wir haben die Zeit auch genutzt Finn und seine Frau zu besuchen. Finn ist mittlerweile 93 Jahre alt und es wird wahrscheinlch sein letzter Winter auf der Insel sein. Jedenfalls haben sie uns erzählt in die nächste große Stadt Faaborg zu ziehen. Sie haben uns beiden versprochen die neue Anschrift zu senden.
Da wieder etwas mehr Wind aufkommen sollte, haben wir beschlossen an die Schlei zu fahren und von dort die 30km auf der Schlei nach Schleswig. Auf der Hinfahrt (Richtung Südwesten) war es wirklich kein Wind mehr, sondern Sturm aus - wen wunderts Südwesten. Auch wenn es interessant war die Kiter zu beobachten, einige Segler hatten schon eine Aufgabe zu lösen. Zwei andere Segler haben wir helfen können, nachdem sie vertrieben worden waren. Für ein Binnengewässer war es wirklich heftig. Ziel war der Hafen von Haithabu. Einem der größten Wikinger Standorte in Deutschland mit Museum. Ein toller, sauberer Hafen und extrem freundliche Menschen. Wir sind zwei Tage geblieben und haben uns alles intensiv anschauen können. Es war schon eine Überraschung in welcher Größenordnung die Wikinger hier fast 500 Jahre gelebt haben. Wen wunderts, als wir zurückfahren wollten, gab es keinen Wind, ich meine garkeinen, somit konnten wir die vier Wochen ganz ruhig ausklingen lassen. Es war nicht immer eine Erholung, aber eine wunderschöne Zeit mit tollen Erlebnissen.
Wie immer mussten wir noch MAstlegen und Boot klar machen. Ein ganz toller Moment, die Liste der verbleibenden Reparaturen auf der Gibsy ist extrem kurz geworden und heute kurz vor Weihnachten kann ich sagen, dass sie komplett abgearbeitet ist. Es hat neun Jahre gedauert, bis sie jetzt soweit ist, aber jetzt meine ich, dass ich ein bischen stolz sein darf.
Und wieder kaum zurück fing es mit Corona wieder an. Diesmal allerdings mit etwas mehr Vorbereitung, weil man wusste ja schon, was auf einen zukommt. Keine Reisen, keine Besucher, aber Teams wird immer normaler. Viel Motivation bei den Mitarbeitern und viele Schicksale, die man erleben muss. Fragen stellen sich: Wie entwickeln wir uns ohne Kontakte? Ist der Mensch ohne soziale Kontakte lebensfähig? Was passiert mit unseren Kindern, denen schon ein Jahr soziale Kompetenz fahlt?
Ein sehr schöner Moment im Sommer war, als mich mein Freund Alexej angerufen hat und gemeint hat er ist auf dem Weg an Steingaden vorbei, ob ich denn da wäre. Toll war, ich war da. Wir hatten Zeit uns über alte Zeiten zu unterhalten. Das Beste, 5 Tage später musste er nochmal durch, nur diesmal war ich etwas besser vorbereitet.
Leider gibt es auch eine schlechte Nachricht. Am 29 April mussten wir nach 17 Jahren Jenny beerdigen. Sie liegt nun da, wo sie immer lag, wenn sie mich bei der Stallarbeit beobachtet hat und sie immer gehofft hat, dass ich Sattel und wir gemeinsam im Wald sind.
Zu guter letzt noch ein paar Worte zum Unternehmen. Wir haben uns zwar nicht ganz so erfolgreich wie die letzten Jahre durch das Jahr gekämpft, aber wir können mehr wie zufrieden sein mit dem Ergebnis. Um alles zu schaffen sind wieder Mitarbeiter gefunden und eingearbeitet worden. Der Bau schreitet fort und wir hatten vor zwei Wochen Richtfest allerdings ohne Fest. Wir haben zwei neue Programmmodule fertigstellen können. Ich freue mich jetzt schon nächstes Jahr darüber berichten zu können.
Der Countdown läuft und wenn alles gut geht sind es noch 133 Tge bis wir die Gipsy wieder ins Wasser bringen.