2021
Ich habe lange Zeit überlegt, ob ich dieses Jahr einen Jahresrückblick schreibe oder nicht. Am Anfang des Jahres war verhältnismäßig wenig los und das Wenige wurde überschattet.
Was ist mit Corona und
wann gehen die Zahlen endlich nach unten
Viel mehr kann man darüber eigentlich garnicht schreiben.
Mitte des Jahres wurde es dann schöner oder sagen wir einfach besser und der Sommer war dann sehr schön. Kaum wieder im Büro und auf den ersten Reisen fing es dann an schwierig zu werden. Und jetzt im Jahresedstress ist gleich wieder so viel los, dass man sich fragt, wo nimmt man die Zeit her.
Sonst habe ich mich immer ins Auto gesetzt und meine Notizen neben mir als Hilfestellung genutzt, um den Brief zu diktieren. Das mit dem Autofahren ist dieses Jahr nicht so einfach. Mein Beitrag zum Klima waren 50.000 km weniger. Die erste Zeit bin ich wie ein Tiger im Käfig gelaufen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und ich verstehe wenn Menschen sagen Autofahren sei so anstrengend.
Jetzt habe ich mir Zeit genommen und befinde mich in Morgenbach. An meinem lieblings Arbeitsplatz im sogenannten Wohnzimmer mit Blick auf die verschneiten Wiesen und der Ruhe, die man dazu braucht nicht nur um sich Gedanken zu machen, sondern auch um diktieren zu können.
Wie ihr merkt, habe ich mich nun doch dazu entschieden der Tradition kein Ende zu setzten, sondern sie fortzuführen. Leider habe ich nicht von allen im letzten Jahr eine Reaktion bekommen und ich kann momentan nicht nachvollziehen, woran es liegt. Vielleicht hat jeder zu viel Arbeit gehabt.
Ich fange einfach mal chronologisch so an, wie ich das Jahr erlebt habe.
Eigentlich wollte ich wie jedes Jahr die Gipsy im April ins Wasser bringen, Segel setzen und einen ersten Testschlag machen. Ich hab mich nicht getraut. Eigentlich hätte ich nach Kappeln fahren können und hätte dort auch alles machen können, aber ich wär der einzige im Unternehmen gewesen. Das habe ich mit mir selbser nicht vereinbaren können und habe kurzfristig einfach abgesagt. In der Zeit lief ja auch der Bau von Morgenbach, doch der war hervorragend organisiert und ich musste nur ganz selten auf die Baustelle. Diese Momente habe ich genutzt um kurze Filme zu drehen, damit die Mitarbeiter wissen, was der Baufortschritt ist, aber notwendig war ich nicht. Als die Corona-Zahlen dann nach unten gingen und es absehbar war, dass jeder mal in Urlaub fahren kann, haben Eva und ich die Entscheidung getroffen - ich darf fahren und dann gleich 4 Wochen.
Mitte Juni bis Mitte Juli. Klar, in dieser Zeit war auch die Eröffnung mit der Presse in Morgenbach, aber dazu später mehr. Bleiben wir erst einmal beim Segeln.
Wir hatten beschlossen es ganz ruhig anzugehen und es hat auch fast die ganze Zeit geklappt. Wie soll es anders sein, der erste Schlag ging in die dänische Südsee wo wir Matthias und Juliane getrofffen haben. Ohne Absprache sind wir dann über eine Woche gemeinsam von Hafen zu Hafen gesegelt und haben es uns gut gehen lassen. Täglich nicht mehr wie 10 Meilen, also normalerweise nicht mehr als 2-3 Stunden. Leider auch bei wenig Wind, aber wir wollten es ja ruhig haben. Am dritten Tag, es war wunderschön zu segeln gewesen, kurz vor dem Hafen wollten wir wie immer Segel bergen und die letzte Strecke mit dem Motor fahren. Nach 2 Minuten war der erste Pieps, nach weiteren 2 Minuten ein längerer Pieps, nach einer Minute Daueralarm.
Damit fing die Suche an. Hab ich doch ein Fischernetz in der Schraube? Der erste Tauchgang bestätigte: Nein die Schraube ist frei. Alles kein Problem, nehmen wir den Ersatzmotor und hängen ihn einfach an. Pech gehabt. Nach 30min habe ich aufgegeben ihn zu starten. Dieses Glück muss man erstmal haben, 2 Motoren, die gleichzeitig ausfallen. Zu diesem Zeitpunkt war dann Matthias schon längsseits und hat uns in den Hafen gezogen.
Hier bin ich dann systematisch vorgegangen und habe das gesamte Zuwasser überprüft, die Wasserpumpe den Impeller Aus- und Eingebaut, selbstverständlich auch Öl geprüft. Nach 2 Stunden war alles wieder zusammengebaut und ich habe einen Probelauf gestartet, der Motor ist ohne Probleme angesprungen. Ich habe alle paar Minuten die Drehzahl laufen lassen. Das unbefriedigende ist, ich weiß bis heute nicht, warum er lief. Von diesem Moment an bis zum letzten Urlaubstag - dazu später mehr - ohne einen Mucks zu machen, aber das ungute Gefühl bleibt halt immer. Wie heißt es so schön: Ein bisschen Spaß muss sein.
Dadurch, dass wenig Wind war konnten wir zumindest von Zeit zu Zeit den Genacker setzen und uns darüber freuen. Jeden Abend in einem anderen Hafenund jeden Abend ein gemütliches Essen, so kann Urlaub sein.
Am 2. Juli war die offizielle Eröffnung in Morgenbach mit der Presse. Natürlich habe ich mich immer wieder mit Eva abgestimmt, aber arbeiten konnte und musste ich erfreulicherweise nicht. Da wir immernoch Corona hatten blieb uns auch nichts anderes übrig, als nur die 10 Pressevertreter einzuladen und alle Mitarbeiter online zuzuschalten. Dies war dann auch meine Aufgabe. Ich durfte meine Eröffnungsworte von Dänemark aus über Teams an die Anwesenden richten. Das erschtternde dabei war, dass der Empfang von dieser winzig kleinen Insel besser, wie irgendwo anders in Deutschland. Es hat alles hervorragend geklappt und die Presse hat erlebt, wie man Mitarbeiterführung und digitale Zusammenarbeit leben kann. Es war schon ein tolles Gefühl.
Wer hat schon eine Almhütte in der Almhütte. Im Hintergrund unser Wohnfass für spntane Übernachtungen nach einem schönen Abend.
Der nächste Morgen war dann das Erwachen. Um 08:00Uhr klingelt das Telefon und ich bekomme aus dem Büro die Meldungeines Hackerangriffes. Nicht weil unsere Firewall zu schwach war, sondern einer unserer Dienstleister hat uns mit in Leidenschaft gezogen. Ich glaube ich muss nicht viel erklären, aber der 3.Juli war sicherlich kein Urlaubstag. Erfreulicherweise hat unsere Firewall rechtzeitig reagiert und die Verschlüsselung hat nur kleine Teile unseres Servers bedroht. Nichts desto trotz muss man natürlichalles prüfen. Am 4.Juli mittags Sonntag, hatten wir wieder alles im Griff und ich konnte mich auf den Geburtstag von Elisabeth konzentrieren. Wir hatten morgens schon einen wunderschönen Frühstückstisch aber jetzt sind wir mit dem Fahrrad über die Insel gefahren und konnten Kaffee und Kuchen genießen.
Vor wenigen Tagen Haben Michi, Britta und ihre Bordercolli Hündin Billa neben uns angelegt. Michi hat fast jeden Morgen frische Semmeln gebacken und ich habe mich mit flüssigen Naturalien revanchiert. Wir hatten eine tolle Zeit gemeinsam und so auch diesen Geburtstag. 2 Tage später haben sich unsere Segelturns getrennt.
Mittlerweile haben sie uns in Garmisch besucht. Ich denke wir werden uns auch im nächsten Jahr wieder treffen.
Wenn das kein Geburtstagsfrühstück ist.
Die Thor Heyerdahl vor Lyö. Am nächsten Tag sind wir lange neben ihr gesegelt.
Irgendwann ist auch dieser Urlaub zu Ende, außerdem mussten wir dringend nach Hause, da die offizielle Einweihung mit allen Mitarbeitern am 21.Juli geplant war. Wer auch immer auf dieses komische Datum gekommen ist. Zum ersten Mal waren alle 43 Mitarbeiter in Morgenbach. Es war schon ein schöner Moment sich mal wieder persönlich zu treffenund austauschen zu können. Am daraufliegenden Samstag war die offizielle Einweihung mit allen Nachbarn und Handwerkern und selbstverständlich den Mitarbeitern, die nochmal Lust hatten.
An dem Tag haben wir dann in unserem neuen Pizzaofen 123 Pizzen gebacken. Ich glaube der Ofen war ausgelastet.
Anschließend ist Eva in den Urlaub gefahren und ich durfte Stellung halten.
Ende August haben wir uns dann auf der Autobahn getroffen und uns einmal kurz zugewunken. Elisabeth und ich sind alleine nach Kappeln gefahren, weil Ricarda noch einen Impftermin hatteund sich anschließend mit ihrer Freundin Manu, die sie von der Thor kennt, in Hamburg getroffen hat. Anschließend sind beide zu uns nach Schleswig gefahren.
Auf diese Art und Weise konnten Elisabeth und ich bis Schleswig fahren und auf dem Weg Britta und Michi besuchen. Es war ein sehr schöner gemeinsamer Abend und genau der richtige Start in den zweiten Urlaub.
Zu viert sind wir dann wieder bis Kappelngefahren. Aufgrund des Windes 2 Tage später wie immer auf die dänischen Inseln. Wir haben wieder eine sehr schöne Runde gemacht und sind zum Schluss in Richtung Norden gefahren. Manu haben wir in Mittelfahrt zum Zug gebracht und sind die ähnliche Strecke wieder in Richtung Süden. Nach wie vor hat uns der Wind im Stich gelassen. Im Ganzen sind wir über 60 Stunden unter Motor gefahren, aber dafür haben wir noch nie so viele Delfine und Seehunde beobachten können wie diesmal.
Den einen Abend saßen wir am Hafen und haben eine Flauten Regatta beobachten können. Wir haben noch nie so viel Freude bei den Teilnehmern erlebt, wie an diesem Abend - einfach, weil sie die Ziellinie tatsächlich noch erreicht haben. Alles in Allem war es eine sehr schöne und ruhige Rundreise. Nicht verheimlichen möchte ich den letzten Schlag auf der Schlei, der damit endete, dass wir wieder mal eine Seemeile vor dem Hafen Kappeln den Motor starten wollten und die Sicherung durchgebrannt ist. Wir haben es geschafft alles wieder in Gang zu bringen, bevor wir aufs Flach getrieben wurden, von daher alles gut - vor allen Dingen für die Werft. Sie hat jetzt einen neuen Auftrag, sich um den Motor zu kümmern.
In den ersten Oktoberwochen dachte ich alles in Ordnung, ich kann wieder eine Rundreise starten. Über Köln, Düsseldorf und Paderborn. Alles gut geplant und vorbereitet.
In Ulm habe ich festgestellt, dass mein rechtes Auge dunkler wird. Als ich auf der A8 war, wurde es komischer. Wie ich nun mal so bin, bin ich auch einfach weiter gefahren, weil ich wollte ja nach Düsseldorf. In Stuttgart habe ich festgestellt, dass das Ganze keinen Sinn hat und da ich die Uniklinik in Mannheim kannte habe ich mich dort gleich angemeldet. Nach 3 Stunden Untersuchung hat man festgestellt, dass der Glaskörper voll Blut gelaufen ist. Nach dem ich nicht raussehen konnte, konnte auch keiner reinschauen und den Grund feststellen. MAn hat mich wieder nach Hause geschickt. Tolle Idee. Auf dem Rückweg sind mir erfreulicherweise 2 Mitarbeiter entgegengekommen und haben dann das Auto fahren können.
Ab diesem Moment bin ich alle zwei Tage zum Augenarzt gegangen und nach 3 Wochen hat er festgestellt: Da ist ein Loch in der Netzhaut und ich möchte doch bitte zu Hause den Koffer packen und so bald wie möglich in die Uniklinik nach Ulm. 4 Stunden später war ich in Ulm. Dort habe ich gefühlt 20 verschiedene Papiere unterschrieben, die ich nicht lesen konnte und man hat mir eröffnet, dass ich am nächsten Morgen operiert werde.
Weil es für mich und meinen Kreislauf viel besser ist, es mit einer örtlichen Betäubung zu machen, habe ich dem auch noch zugestimmt. Tolle 1,5h in denen man sich viele Gedanken machen kann. Das Ergebnis war jedenfalls, dass es nicht ein, sondern 2 Löcher in der Netzhaut waren und sich die Netzhaut auch schon ziemlich weit abgelöst hatte. Wie auch immer es technisch geht, man hat sie mit Laser wieder angeheftet und mit einer Gasfüllung den Druck im Auge so erhöht, dass sie sich nicht mehr lösen konnte. Blöderweise ist dadurch die Hornhaut in Mitleidenschaft gekommen. Man hat mir eröffnet, dass ich im Frühjahr noch eine OP bekomme. Leider nicht jetzt, weil aufgrund von Corona keine OP-Zeiten vergeben werden. Egal, ich kan wieder gut sehen, jedenfalls auf einem Auge und der Rest wird schon wieder werden. Ich glaube der Augenarzt hat vollen Einsatz gebracht.
Heute, 131 Tage vor dem prognostizierten Termin: die Gipsy kommt ins Wasser, geht es mir ganz gut und ich freue mich auf ein paar ruhige Tage. Das ist eigentlich das was der Arzt schon vor Wochen zu mir gesagt hat.
Ich hoffe euch allen geht es gut, ihr seid gesund und ihr freut euch auf die nächsten Jahre. Ich würde mich freuen, wenn sich unsere Wege wieder kreuzen.
Alles Gute und eine schöne Staate Zeit, bis bald und immer schön (Corona) negativ bleiben.
Mein liebstes Homeoffice
Wenn mal jemand eine Runde mit fahren möchte, ich organisiere es gerne.
Elisabeth überwacht meine Planung
Für alle, die sich noch mehr informieren möchten. Viel Spass und ich freue mich auf euren Besuch.